03.11.2023
Aktuelles aus dem Schulleben

Gedenkstättenfahrt nach Krakau / Auschwitz

22 Schülerinnen und Schüler nehmen vom 29.10. bis zum 3.11.2023 an einer Studienfahrt teil, die unter die Haut geht.

Natürlich kennen alle Schülerinnen und Schüler das Thema Shoah bzw. Holocaust aus dem Unterricht. Nicht nur im Fach Geschichte steht das Thema vor allem in den höheren Jahrgängen auf dem Lehrplan. Damit dieses Thema jedoch nicht abstrakt bleibt, organisiert die Realschule St. Michael in Kooperation mit dem BDKJ schon seit mehreren Jahren Gedenkstättenfahrten nach Polen. Besonders interessierte Schülerinnen und Schüler haben seitdem die Gelegenheit, die Gedenkstätten am Ort der ehemaligen NS-Konzentrationslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau zu besichtigen und die Stadt Krakau unter historischen Gesichtspunkten zu erkunden. Nach vier Jahren konnten nun wieder 22 Schülerinnen mit den zwei begleitenden Lehrpersonen Frau Altstädt und Herrn Doffiné sowie zwei Teamern des BDKJ die Reise nach Polen antreten.

 

Am Montag begannen wir mit dem Besuch des jüdischen Zentrums in Auschwitz, das uns einen Einblick in die reiche Geschichte und das Erbe der jüdischen Gemeinde in der Region gab. Anschließend folgte eine ausführliche Führung durch das Stammlager, die uns die Grausamkeiten und das unermessliche Leid, das sich an diesem Ort abgespielt hat, vor Augen führte. Das Konzentrationslager Auschwitz gilt weltweit als Symbol für Holocaust, Völkermord und Terror. Es wurde Mitte 1940 in der Vorstadt der polnischen Stadt Oświęcim gegründet, welche nach Kriegsbeginn an das Deutsche Reich angeschlossen worden war. Die Stadt erhielt den deutschen Namen „Auschwitz“, so wurde auch das Lager in der Nähe der Stadt genannt. Anfangs war es als Konzentrationslager konzipiert und erfüllte diese Funktion auch während seines gesamten Bestehens, auch nachdem es ab 1942 zum größten Ort der Massenvernichtung der Juden wurde. In den fast fünf Jahren des Bestehens starben hier mehr als 1 Million Menschen, die meisten von ihnen wurden in den Gaskammern von Birkenau ermordet. 1943 umfasste der Lagerkomplex Auschwitz drei große Lager: Auschwitz I (das sog. „Stammlager“), Auschwitz II (besser bekannt als Auschwitz-Birkenau)und Auschwitz III (Monowitz).

 

Am Dienstag konnten wir im Stammlager die Sonderausstellung „Künstlerische Bedeutung im Konzentrationslager“ besuchen. Die von einem Archivar geleitete Ausstellung war eine ergreifende Auseinandersetzung mit dem Versuch von Häftlingen, durch Kunst ihre Menschlichkeit zu bewahren. Darüber hinaus war es ebenfalls spannend zu sehen, wie manche Häftlinge nach ihrer Befreiung ihre Erfahrungen durch die Kunst verarbeiteten. Im Anschluss haben wir dann das riesige Areal des Lagers „Auschwitz-Birkenau“ besichtigt. Trotz des regnerischen Wetters war der Besuch von Auschwitz Birkenauintensiv und beklemmend. Die Szenerie sprach für sich und verstärkte die Ernsthaftigkeit des historischen Ortes.

 

Am Mittwoch haben wir dann die Stadt Krakau mittels einer Stadtführung unter gegenwärtigen und historischen Gesichtspunkten entdeckt. Besonders beeindruckt hat uns die Altstadt mit ihrem großen Marktplatz, den Tuchhallen, den gotischen Kirchen und den engen Gassen. Aber auch am Wawel-Schloss, an Krakaus berühmtem feuerspuckendem Drachen und der Kathedrale sind wir während der Führung vorbeigekommen. Am Nachmittag haben wir dann Krakau unter jüdischen Gesichtspunkten entdeckt. Der Besuch einer Synagoge, eines jüdischen Friedhofs und des ehemaligen Krakrauer-Ghettos sowie des Viertels Kazimierz gewährte uns einen tieferen Einblick in die jüdische Kultur und Tradition.

 

Am Donnerstag rundeten wir unsere Reise mit dem Besuch des Museums der ehemaligen Fabrik von Oskar Schindler ab. Das Museum vermittelt eindringlich die Geschichte von Oskar Schindler und der Rettung zahlreicher Menschen vor dem sicheren Tod während des Holocausts durch die bekannte „Liste“.Besonderes Highlight der Fahrt war an diesem Tag ein Gespräch mit der Zeitzeugin Niusia Horowitz. Sie wurde 1932 als Tochter jüdischer Eltern in Krakau geboren und war bei Kriegsbeginn erst sieben Jahre alt. Mit neun Jahren wurde sie wie alle jüdischen Bewohner Krakaus in das Krakauer-Ghetto geschickt. Gemeinsam mit 16.000 Menschen lebten die Familien dort zwei Jahre eng an eng auf einem Raum, der eigentlich für 3 500 gedacht war, bis das Ghetto aufgelöst und die Jüdinnen und Juden ins Arbeitslager Plaszow (bekannt durch den Lagerkommandanten Amon Göth, der zum Spaß Häftlinge von seinem Balkon aus erschoß) deportiert wurden. Während dieser Zeit in Gefangenschaft wurde die Familie in der Fabrik OskarSchindlers angestellt. Als 1944 das Arbeitslager Plaszow aufgelöst wurde, schützte Oskar Schindler diese Jüdinnen und Juden vor der Vernichtung im Konzentrationslager, indem er auf Listen festhielt, dass sie für seine kriegswichtige Produktion unabdingbar seien. Trotzdem wurden die Jüdinnen und Juden nach Auschwitz deportiert, wo sie zwar nicht arbeiten, aber unter lebensunwürdigen Bedingungen „leben“ mussten. Niusia Horowitz wurde dort zweimal für die Selektion ausgesucht, beide Male wurde sie jedochvon ihrer Mutter bzw. Tante gerettet. Heute ist Niusia Horowitz die noch letzte lebende Person in Polen von der sog. „Schindler-Liste“.

 

Die Reise nach Krakau und Auschwitz war eine emotionale Achterbahnfahrt, die uns nicht nur die kulturelle Pracht von Krakau zeigte, sondern auch dazu anregte, über die schmerzliche Geschichte von Auschwitz nachzudenken. Diese Erfahrung wird die Schülerinnen und Schüler nachhaltig begleiten und die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig halten. Die Fahrt wurde hervorragend vom BDKJ organisiert. Besonders möchten wir unseren Dank den beiden Teamern Jil und Felix, die die Fahrt begleitet haben, aussprechen. Sie standen nicht nur während der Führungen und Aktivitäten zur Verfügung, sondern auch abends, um Gesprächsanlässe zu schaffen und uns Raum für Reflexion und Austausch zu bieten.

 

Text/Fotos: Philipp Doffiné

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